Mein Alltag an der Schule

Heute möchte ich Euch ein wenig von meinem täglichen Leben in Kremenez und in der Schule erzählen... 


Mein Wecker klingelt meist um 7:15. Spätestens dann bereue ich es das ich noch am späten Abend einen Ausflug durch Kremenez gemacht habe. "Aber Hey, ich bin in der Ukraine,  man muss doch alles mitnehmen was geht".

Die Kinder sind dann schon hellwach. Sie toben auf dem Flur oder machen sich schön für den Unterricht. Es ist nämlich nicht ungewöhnlich einen Jungen oder ein Mädchden im Flur mit Anzug oder Kleid anzutreffen. 

Die kalten ukrainischen Nächte locken aber auch andere Bewohner ins Internat bzw. in mein Zimmer; Mäuse. 

So langsam habe ich sie aber verjagen können und sie reißen mich nicht mehr mitten in der Nacht aus dem Schlaf. 


Um kurz vor 8:00 sitze ich dann, ein bisschen schläfrig, in der Mensa und esse mein Frühstück. Als Morgenmuffel esse ich meistens nicht viel, was aber die Köchin nicht davon abhält mir jeden Morgen Unmengen an Essen aufzufüllen. Häufig gibt es Brot, Buchweizen und Ei. 


Nach dem Frühstück kontrolliere ich auf meinen Stundenplan in welchen Klassen ich heute helfe.  "Helfen" heißt meist, das ich den Unterricht beginne, die Schüler abfrage, die Aussprache korrigiere, langsame Schüler unterstütze und/oder die Hausaufgaben korrigiere. Ich muss mir selbst eingestehen, das das alles im Moment sehr viel ist und gerade die Sprachbarriere häufig schwierig zu umgehen ist. Gerade Kinder ohne Motivation und mit einem geringen Interesse an Deutsch sind häufig schwer zu unterrichten. Man muss aber dazu sagen, das ich mir den Stundenplan und die Klassen selber aussuchen darf. So unterrichte ich hauptsächlich Klassen von der 3. bis zur 9. Klasse. 

Den höchsten Schulabschluss erlangen die Schüler in der Ukraine nach der 11. Klasse, danach besuchen Sie schon eine Berufsschule oder Universität. So ist es nicht untypisch, das viele Paare mit 20 schon geheiratet haben und/oder eine Familie gegründet haben. 


Um 11:15 gibt es in der Pause ein "zweites Frühstück" mit Früchten, Brot und Tee. Um 11:35 beginnt dann wieder der Unterricht. Die Pause verbringe ich meistens mit Olga in

ihrer Klasse, da sie Klassenlehrerin ist muss sie in jeder Pause anwesend sein und kontrollieren wie die Klasse aussieht und ob die Schüler alle anwesend sind. So kann es auch gerne mal passieren das ein Schüler nicht kommt, weil er bei der Kartoffelernte helfen muss. 


Nach dem Mittagessen habe ich frei. Ich entspanne mich dann häufig auf meinem Zimmer oder spiele mit den Kindern Baseball. 

Um 16:00 beginnt dann die Nachmittagsbetreuung. Ich helfe dann bei den Deutschhausaufgaben. Die Nachmittagsbetreuung oder auch "Julius, mach meine Hausaufgaben. Ich verstehe das nicht-Stunde" dauert natürlich unterschiedlich, dem Niveau der Schüler entsprechend, lange. Häufig aber auch dann so lange das es schon wieder Abendessen gibt. 


Nach dem Abendessen treffe ich mich häufig mit Freunden um auch ein bisschen raus zu kommen und nicht nur in der Schule zu sein. 

 

An den ersten Abenden wurde ich häufig ungläubig angeguckt wenn ich am Abend ohne Jacke raus ging.  

Mittlerweile verstehe ich auch warum. 

Tagsüber ist es in den letzten zwei Wochen sehr warm gewesen. Die Abende in der Ukraine sind allerdings verlässlicherweise immer kalt. So wurde mir gleich am ersten Abend bewusst warum ich eine Jacke hätte mitnehmen sollen. 


Von Kremenez selbst habe ich zwar die Stadt schon gesehen aber noch nicht sehr viel besucht.


Kremenez liegt im Tal der Kremenezer Berge, so hat man von allen Seiten einen tollen Blick auf die Stadt .

Besonders hat mir aber der Ausflug nach Bona gefallen. Die ersten gefundenen Siedlungsspuren auf Bona stammen aus dem 11. Jahrhundert. Eine erste Festung stand dort bereits im 12. Jahrhundert. Mittlerweile umringt nur noch eine Ruine den Gipfel Bonas, um welchen sich viele Legenden und Mythen ranken. So entspringt vor Ort der kleine Fluss Irva, welcher aus den Tränen der Tochter des Schlossbesitzers entsprungen sein soll. Sie verweigerte die Heirat mit einem

feindlichen Anführer und verteidigte die Burg nach dem Tod ihres Vaters. 

Als sie allerdings am Ende ihrer Kräfte war

stürzte sie sich in den Abgrund, wo heutzutage der Bach entspringt. 


Die Stadt ist außerdem der Geburtsort des polnischen  Nationaldichters Juliusz Slowacki, welcher jedes Jahr viele Polen zum Jahrestag nach Kremenez lockt. 


Ein nächster Bericht wird in Kürze Folgen (Sonntag). Ich durfte das eigene "Museum" der Schule bewundern und konnte  dort nicht nur viel über die Geschichte des Internats sondern auch über das Leben in der Sowjetunion lernen...




Der Ausblick von Bona auf einen Teil von Kremenez
Der Ausblick von Bona auf einen Teil von Kremenez
Aktivitäten am Wochenende. Welcher Reifen rollt schneller den Berg hinunter?
Aktivitäten am Wochenende. Welcher Reifen rollt schneller den Berg hinunter?
Die Ruine auf Bona
Die Ruine auf Bona

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Kommentare: 3
  • #1

    Lukas (Freitag, 22 September 2017 14:57)

    Das liest sich wie ein Bestseller-Roman! Bin gespannt auf mehr!

  • #2

    sex telefon (Freitag, 03 November 2017)

    Barczewko

  • #3

    wróżka niedaleko (Freitag, 17 November 2017 14:55)

    wyobcowany